Industry Insights

300 Milliarden Dollar: OpenAI und Oracle besiegeln historischen Cloud-Deal

OpenAI sichert sich 4,5 Gigawatt Rechenkapazität von Oracle - einer der größten Tech-Deals aller Zeiten mit weitreichenden Folgen für die AI-Industrie

Robin Böhm
12. September 2025
6 min read
#AI #Cloud Computing #OpenAI #Oracle #Investments #Data Centers #Stargate
300 Milliarden Dollar: OpenAI und Oracle besiegeln historischen Cloud-Deal

TL;DR: OpenAI und Oracle haben einen fünfjährigen Cloud-Computing-Deal über 300 Milliarden Dollar abgeschlossen. Ab 2027 bezieht OpenAI 4,5 Gigawatt Rechenkapazität - genug Energie für 4 Millionen Haushalte. Der Deal ist Teil des Stargate-Projekts und zeigt den gigantischen Hunger der AI-Industrie nach Rechenleistung.

Das Wall Street Journal meldete am 10. September einen Deal, der selbst für Silicon Valley-Verhältnisse außergewöhnlich ist: OpenAI verpflichtet sich, über die nächsten fünf Jahre Cloud-Kapazitäten im Wert von 300 Milliarden Dollar von Oracle zu beziehen. Das entspricht 60 Milliarden Dollar pro Jahr - mehr als das Sechsfache des aktuellen OpenAI-Jahresumsatzes.

Die wichtigsten Fakten

  • 📅 Start: 2027 (Oracles Geschäftsjahr 2028)
  • 💰 Volumen: 300 Milliarden Dollar über 5 Jahre
  • Kapazität: 4,5 Gigawatt Rechenleistung
  • 🏢 Partner: OpenAI, Oracle, Teil des Stargate-Projekts
  • 📈 Oracle-Aktie: Höchster Tagesgewinn seit 1992
  • 🎯 Jobs: Über 100.000 neue Arbeitsplätze erwartet

Was bedeuten 4,5 Gigawatt wirklich?

Um die schiere Größenordnung zu verstehen: 4,5 Gigawatt entsprechen der Leistung von drei modernen Atomkraftwerken. Diese Energie wird benötigt, um Millionen von AI-Chips zu betreiben - hauptsächlich Nvidia GPUs der neuesten Generation.

Der Vergleich macht’s deutlich:

  • Hoover-Damm: 2 GW Kapazität → Der Deal benötigt mehr als 2 Hoover-Dämme
  • Haushalte: Genug Strom für etwa 4 Millionen US-Haushalte
  • Städte: Energiebedarf einer mittelgroßen Metropole

Das Frustrierende daran: Trotz aller Fortschritte bei der Energieeffizienz von AI-Modellen steigt der Gesamtbedarf exponentiell. Die nächste Generation von Foundation Models verschlingt mehr Ressourcen als je zuvor.

Der Deal im Kontext: Das Stargate-Projekt

Dieser Oracle-Deal ist kein isoliertes Ereignis, sondern Teil einer noch größeren Initiative: Project Stargate.

Was ist Stargate?

Im Januar 2025 kündigten OpenAI, SoftBank und Oracle gemeinsam das Stargate-Projekt an - benannt nach dem gleichnamigen Science-Fiction-Film von 1994. Die Vision: Ein Portal zu neuen AI-Welten öffnen.

Die Stargate-Zahlen sprechen für sich:

  • 🚀 500 Milliarden Dollar Gesamtinvestition bis 2029
  • 🏗️ 10 Gigawatt geplante Gesamtkapazität
  • 🤖 2+ Millionen AI-Chips im Einsatz
  • 🇺🇸 US-Fokus: Stärkung der amerikanischen AI-Führerschaft

Die Architektur des Deals

Phase 1: Texas als Startpunkt (2025-2026)

  • Oracle baut bereits das erste Mega-Rechenzentrum in Abilene, Texas
  • Initial 1 GW Kapazität, erweiterbar auf 2 GW
  • Erwarteter Go-Live: Ende 2025

Phase 2: Nationale Expansion (2027-2029)

  • Weitere Standorte in den USA geplant
  • Die 4,5 GW aus dem Oracle-Deal kommen hier ins Spiel
  • Verteilte Architektur für Redundanz und Latenz-Optimierung

Die Akteure und ihre Rollen

OpenAI: Der hungrige Gigant

  • Aktueller Umsatz: ~13 Milliarden Dollar (2025)
  • Profitabilität: Erst 2029 erwartet
  • Strategie: Diversifizierung der Cloud-Provider (Microsoft, Google, Oracle)
  • Herausforderung: Finanzierung des 60-Milliarden-Dollar-Jahresbetrags

Oracle: Die Wette auf AI

  • CEO Larry Ellison: Kurzzeitig reichster Mensch der Welt durch den Deal
  • Investitionen 2026: 35 Milliarden Dollar (+65% YoY)
  • Risiko: Massive Abhängigkeit von einem einzelnen Kunden
  • Chance: Etablierung als AI-Infrastructure-Leader neben AWS und Azure

SoftBank: Der Financier

  • Rolle: Lead-Investor im Stargate-Projekt
  • Commitment: ~19 Milliarden Dollar Initial-Investment
  • CEO Masayoshi Son: Chairman des Stargate-Boards

Technische Details: Was wird da eigentlich gebaut?

Die Hardware-Seite

Oracle muss für diesen Deal eine beeindruckende Infrastruktur aufbauen:

  • Nvidia H200/B200 GPUs: Hauptsächlich für Training
  • Custom AI-Chips: Möglicherweise eigene Entwicklungen für Inference
  • Cooling-Systeme: Innovative Flüssigkeitskühlung bei dieser Energiedichte
  • Netzwerk: 400+ Gbps Interconnects zwischen den Nodes

Software-Stack

Application Layer: OpenAI Models (GPT-5, DALL-E 4, etc.)

Orchestration: Kubernetes + Custom Scheduler

AI Framework: PyTorch, JAX, Custom Training Infrastructure

Hardware Layer: Oracle Cloud Infrastructure (OCI)

Die Risiken: Nicht alles ist Gold

Für OpenAI

  1. Finanzierungslücke: 60 Mrd. Dollar/Jahr vs. 13 Mrd. Dollar Umsatz
  2. Vendor Lock-in: Trotz Diversifizierung hohe Oracle-Abhängigkeit
  3. Technologie-Risiko: Was, wenn neue Architekturen weniger Compute brauchen?

Für Oracle

  1. Kapitalintensive Vorleistung: Milliarden-Investitionen in Hardware
  2. Klumpenrisiko: OpenAI als dominanter Kunde
  3. Margin-Druck: Analysten warnen vor sinkender Profitabilität

Für die Industrie

  1. Energie-Knappheit: Woher kommen 4,5 GW grüner Strom?
  2. Chip-Shortage: Verschärfung der GPU-Knappheit
  3. Marktkonzentration: Weitere Zentralisierung der AI-Macht

Was bedeutet das für die Praxis?

Für Entwickler

  • Bessere API-Performance: Mehr Kapazität = stabilere Services
  • Neue Features: Compute-intensive Features werden möglich
  • Preisdruck: Skaleneffekte könnten zu günstigeren API-Preisen führen

Für Unternehmen

  • AI-Adoption: Zuverlässigere Enterprise-Lösungen
  • Eigene Infrastruktur: Der Build-vs-Buy Trade-off verschiebt sich
  • Strategische Partnerschaften: Oracle als neuer AI-Player

Für Startups

  • David vs. Goliath: Die Compute-Kluft wird größer
  • Nischen-Fokus: Spezialisierung wird wichtiger
  • Edge-AI: Alternative zu Cloud-zentrierten Ansätzen

Stimmen aus der Community

Die Reaktionen reichen von Begeisterung bis Skepsis:

“Dieser Deal zeigt, dass wir erst am Anfang der AI-Revolution stehen. Die benötigte Infrastruktur übersteigt alles, was wir bisher kannten.” — Andrej Karpathy, ehemaliger Tesla AI Director

“300 Milliarden Dollar für Compute? Das ist entweder brillant oder wahnsinnig. Vermutlich beides.” — Tech-Analyst Benedict Evans

Die Hacker News Community diskutiert intensiv über die Nachhaltigkeit:

  • Energieverbrauch vs. AI-Nutzen
  • Alternative Architekturen (Neuromorphic Computing)
  • Die Rolle von Quantum Computing

Der Blick nach vorne: Was kommt als Nächstes?

Q4 2025

  • Erste Stargate-Datacenter gehen online
  • OpenAI’s nächste Funding-Runde (erwartet: 150+ Mrd. Valuation)

2026

  • Oracle’s Infrastruktur-Ausbau erreicht Höhepunkt
  • Mögliche Ankündigung von GPT-5

2027

  • Start der 300-Milliarden-Dollar-Zahlungen
  • Erwartete 4,5 GW Kapazität verfügbar

2029

  • OpenAI plant Break-Even
  • Stargate-Projekt erreicht 10 GW Zielmarke

Fazit: Welcome to the Infrastructure Wars

Der OpenAI-Oracle Deal markiert einen Wendepunkt: AI-Entwicklung wird zur Infrastruktur-Schlacht. Wer die meisten GPUs, die meiste Energie und das meiste Kapital mobilisieren kann, definiert die Zukunft der künstlichen Intelligenz.

Die 300 Milliarden Dollar sind dabei mehr als nur eine Investition - sie sind eine Wette auf eine Zukunft, in der AI-Modelle zur kritischen Infrastruktur werden, vergleichbar mit dem Internet oder dem Stromnetz.

Die spannende Frage: Rechtfertigen die Fortschritte in AI diese massiven Investitionen? Oder erleben wir gerade die Entstehung der nächsten Tech-Blase?

Eines ist sicher: Die nächsten Jahre werden zeigen, ob OpenAI’s Hunger nach Rechenleistung der Schlüssel zur AGI ist - oder ein 300-Milliarden-Dollar-Irrtum.


Letzte Aktualisierung: 12. September 2025 Quellen: Wall Street Journal, TechCrunch, Oracle Investor Relations, OpenAI Blog

Geschrieben von Robin Böhm am 12. September 2025